Tipp September: Faul oder genial?

Unser Körper ist träge und faul. Er will möglichst wenig bewegen, nur rumliegen. Unser Körper ist aber auch clever. Er geht sehr haushälterisch mit seiner Energie um und passt sich an (fast) jede Anforderung an. Beweis: Der Weltrekord im zehnfachen Ironman-Triathlon ist 187 Stunden, aufgestellt 1999 von einer Frau: Astrid Benöhr aus Deutschland hat in nur acht Tagen die unglaubliche Leistung von 38 km Schwimmen, 1‘800 km Radfahren und 422 km Laufen vollbracht. Das zeigt die phänomenale Anpassungsfähigkeit unseres Körpers. Wie ist das möglich?

Ironwomen oder SportlehrInnen generell sind nicht genetische Wunderkinder. Nein, AthletInnen machen einfach mehr aus ihren Möglichkeiten als unsereiner. Die Trainierbarkeit, also die Fähigkeit, uns mit Hilfe von Training zu verbessern, ist ziemlich gerecht verteilt und schlummert auch in uns. Wie funktioniert Training?

Ein Beispiel: Wenn wir regelmässig die sechs Stockwerke zu unserer Wohnung die Treppe nehmen, sagt sich der Körper: Uff, das ist anstrengend! Er fühlt sich in seinem biologischen Gleichgewicht gestört (er ist ja faul!) und sucht eine Lösung, um die sechs Etagen leichter überwinden zu können. Die Lösung heisst: Muskeln bilden, damit die Beine das Körpergewicht besser tragen, den Kreislauf stärken, damit die Energie besser verwertet werden kann und die Steuerung optimieren, damit die Bewegungen von Armen und Beinen besser zusammenspielen. Essenz: Wenn der Körper gefordert wird, passt er sich an, damit er die Anforderungen leichter bewältigen kann (er ist genial!).

Nehmen wir hingegen den Lift, statt die Treppe, sagt sich der Körper: Warum soll ich so viele Muskeln herumschleppen, wenn das ein Motor für mich erledigt. Er baut Muskeln ab, die nicht gebraucht werden und reduziert die Leistung des Herzens, weil sie nicht benötigt wird (das ist ökonomisch!).

Fazit: Use it or lose it (wer rastet, der rostet)!

 

Die Anpassungsfähigkeit oder Trainierbarkeit umfasst alle Bereiche des Menschen:

Gesundheits-Tipp

Mit regelmässigem Training gehen wir leichter durchs Leben. Training verlangt:

  1. Regelmässigkeit: Der Körper muss merken, dass es uns ernst ist, dass er sich dauerhaft anpassen muss
  2. Anstrengung: Die Anforderung muss hoch genug sein, damit der Körper das Signal zur Verbesserung wahrnimmt und fitter wird

Im Wasser fällt das Training besonders leicht, weil die Anstrengung sich sehr angenehm anfühlt: Kein Schwitzen, keine Schläge auf die Gelenke, kein Muskelkater und trotzdem ist die Wirkung gross, weil der Wasserwiderstand ständig bremst.

 

Matthias Brunner und Edith Locher, Turn- und Sportlehrer, UNI Bern
Geschäftsführer und Inhaber Aquateam Bern